Vergangene Woche ist in Mailand der „Robin Hood“ Prozess in erster Instanz zu Ende gegangen. Neun Genoss*innen des Comitato Abitanti Giambellino Lorenteggio wurden zu Haftstrafen zwischen 1,5 und 5,5 Jahren Haft verurteilt. Insgesamt entspricht dies 30 Jahren Gefängnis. Seit vier Jahren lief das Verfahren unter dem Vorwurf der „Bildung einer kriminellen Vereinigung zum Zweck der organisierten Besetzung“ gegen das Nachbarschaftskomittee aus dem Mailänder Randbezirk Giambellino, mit dem ansonsten vornehmlich gegen mafiöse Strukturen vorgegangen wird.
Seit 2014 hatte das selbstverwaltete Komittee in dem Arbeiter*innenviertel solidarische Projekte wie Nachhilfeunterricht, Kantinen und Sportvereine, aber auch in großem Maßstab kollektive Besetzungen von sozialem Wohnraum organisiert und Zwangsräumungen verhindert.
Wir solidarisieren uns mit den verurteilten Genoss*innen. Nicht die Schaffung von solidarischen Perspektiven für die Ausgebeuteten und Marginalisierten in Zeiten der zugespitzen Krise des Kapitalismus ist kriminell, sondern ein System, das bedürftigen Menschen Wohnraum verweigert und ihn dem Verfall überlässt. Die zunehmende staatliche Repression gegen Strukturen der popularen Selbstverteidigung in Italien sind Ausdruck und Folge eines Rechtsrucks, mit dem jeder Widerstand gegen die wachsenden sozialen Verschärfungen in der Krise unterdrückt werden soll und der zuletzt Faschist*innen an die Regierung gebracht hat. Dies ist kein italienisches Alleinstellungsmerkmal, sondern ist innerhalb der kapitalistischen Verhältnisse immer mit angelegt und kann folglich auch hier drohen. Unsere Antwort ist die internationale Solidarität und die Fortführung des Aufbaus solidarischer Gegenmacht-Strukturen.
Von Gaarden nach Giambellino – Freiheit für die Neun! Unsere Solidarität gegen ihre Repression!
AG Solidarisches Gaarden im Stadtteilladen Anni Wadle, 14.11.2022
Hintergrundinfos: malaboca.noblogs.org