Solidarisch-kämpferische Mobilisierung rund um den 1.Mai ### Über 300 Teilnehmer*innen auf antikapitalistischer Vorabenddemo von Preise runter – die Reichen zur Kasse ### Dynamischer antikapitalistischer Block auf DGB-Demo ### Hunderte Genoss*innen und Nachbar*innen kamen bei bestem Wetter, roten Fahnen und Zuckerwatte zum Maifest des Stadtteilladen Anni Wadle
Hinter uns liegt ein intensives und ereignisreiches verlängertes 1.Mai-Wochenende. Als Stadtteilladen Anni Wadle beteiligten wir uns an der Mobilisierung des Bündnis Preise runter – die Reichen zur Kasse zu einer linken Vorabenddemonstration durch Gaarden und unterstützten mit einer gemeinsamen Anreise den antikapitalistischen Block auf der DGB-Demonstration am Vormittag des 1.Mai. Am Montagnachmittag luden wir zu einem Maifest mit breitem kulturellen und politischen Programm für den Stadtteil in die Kieler Straße ein. Unter dem inhaltlichen Aufruf Für den solidarischen Stadtteil – Gegen Krise und Verdrängung! Heraus zum 1.Mai! haben wir bei und mit den Aktionen eigene antikapitalistische Inhalte mit einer Stadtteilperspektive verknüpft und versucht unsere Positionen in den Stadtteil zu tragen. Dies ist teilweise sehr gut gelungen, teilweise aber auch noch ausbaufähig geblieben.
„LEG Scheißverein, auf euch fallen wir nicht mehr rein!“ – Vorabenddemonstration in Gaarden
Am frühen Sonntagabend beteiligten sich über 300 Teilnehmer*innen an der Demonstration des Die Reichen zur Kasse-Bündnis zum 1. Mai in Kiel. Die Demonstration unter dem Motto Demo: Krise? Preisexplosion? Ausbeutung? Ausverkauf? Es reicht schon lange – wir kämpfen gemeinsam! zog lautstark vom Vinetaplatz quer durch den Stadtteil Gaarden. Ziel war es, zum internationalen Kampftag der Arbeiter*innenklasse und anknüpfend an die bisherigen Bündnisaktivitäten, verschiedene Kämpfe gegen die Krisenauswüchse des Kapitalismus von der Wohnraumfrage über Inflation bis zu den aktuellen Streiks zusammenzuführen und mit einer grundsätzlichen Systemkritik von links zu verbinden. Zudem sollte der 1. Mai ergänzend zur traditionellen Gewerkschaftsdemo auch wieder auf dem Kieler Ostufer präsent gemacht werden. Als Stadtteilladen waren wir mit einem Hochtransparent in den vorderen Reihen sowie verschiedenen Schildern mit Aufschriften wie „Zusammen kämpfen gegen Krieg, Krise und Kapitalismus“ oder „143 hält zusammen – für den solidarischen Stadtteil“ präsent.
Nach der Auftaktkundgebung, auf der das veranstaltende Bündnis, das Rote Kollektiv Kiel und die DKP Kiel sprachen, zogen die Demonstrant*innen durch Wohnquartiere, die durch die die Übernahme durch den Miethai LEG besonders betroffen sind. Der Redebeitrag eines Vertreters der Initiative „LEG-Mieter*innen wehren sich!“ in der Blitzstraße traf bei den Anwohner*innen auf sichtlichen Zuspruch. Nach einer weiteren Zwischenkundgebung am Henry-Vahl-Platz, auf der einer Vertreterin der DIE LINKE. Kreisverband Kiel sprach, passierte die Demo die Iltisstraße. Hier sorgten vermummte Teilnehmer*innen für eine festliche Pyroshow auf der Straße, während von anliegenden Dächern Feuerwerk in den Abendhimmel schoss. In der Kaiserstraße wurde es bis zum Abschluss auf dem Alfons-Jonas-Platz nochmal mächtig laut. Die abschließenden Redebeiträge wurden von der SDAJ Kiel zur Situation der Jugend in der Krise sowie der Energiestreik-Inititiative „Wir zahlen nicht“ abgehalten. Die letzten Worte hatte die revolutionäre Gruppe Perspektive Solidarität Kiel (PSK): „Gegenmacht aufbauen – Kapitalismus abschaffen! Für die soziale Revolution!“
Insgesamt kann die Vorabenddemo als gelungener, wenn auch ausbaufähiger Auftakt für einen klassenkämpferischen 1. Mai in Kiel und Gaarden gewertet werden. Die Demonstration traf im Stadtteil auf reges Interesse und fand vor allem durch den Beitrag der LEG-Mieter*innen Initiative sowie in Parolen wie „Löhne rauf – Mieten runter“ oder „Die Reichen zur Kasse und nicht die kleinen Leute“ inhaltlichen Anklang, jedoch hielt sich die aktive Beteiligung von Nachbar*innen noch in Grenzen.
„A-Anti-Anticapitalista!“ – Antikapitalistischer Block auf der DGB-Demo
Nach der Vorabenddemo hatten verschiedene Strukturen der radikalen Linken zum 1. Mai zu einem antikapitalistischen bzw. klassenkämpferischen Block auf der traditionellen Gewerkschaftsdemo in Kiel aufgerufen. An diesem beteiligten sich am Montagvormittag über 250 Genoss*innen, was den größten organisierten Ausdruck linker Positionen auf der DGB-Demo seit vielen Jahren bedeutet. Von Beginn an zeigte sich der Block kämpferisch und saß der Sozialdemokratie wörtlich lautstark im Nacken. Mit der Beteiligung revolutionärer Gruppen, türkisch-kurdischer Kommunist*innen, sozialistischer Parteien und weiterer Akteur*innen bildete der Block das linke antikapitalistische Lager in seiner Breite ab und war der weitaus lebendigste Teil des Zugs vom Gewerkschaftshaus zum Rathausplatz. Insgesamt brachte die Maidemo 2500 Menschen auf die Straße.
Rote Fahnen und Zuckerwatte – Das Maifest am Stadtteilladen Anni Wadle
Am Montagnachmittag sollte mit dem erstmal stattfindenden Maifest dann aus unserer Perspektive das Highlight rund um den 1.Mai folgen. Ab 12 Uhr verwandelten unzählige helfende Hände die Kieler Straße am Stadtteilladen Anni Wadle in ein festlich geschmücktes Areal. Das Fest selbst übertraf vom frühen Nachmittag bis in den Abend alle Erwartungen: Von jung bis alt, von langjährigen Genoss*innen bis zahlreichen Nachbar*innen kamen hunderte Besucher*innen bei bestem Wetter und in solidarischer Atmosphäre zusammen. Die Küche für alle sorgte mit veganen Burgern vom Grill für beste kulinarische Versorgung, das Subrosa unterstützte uns mit einem Getränkestand und das Netzwerk Antirassistische Aktion Kiel (NARA), das Feministische Café und der Jugend- und Azubitreff haben ein abwechslungsreiches Spaßprogramm auf die Beine gestellt.
So wurde unter roten Fahnen gemeinsam gegessen und getrunken, an verschiedenen Stationen gerätselt, gebastelt und gespielt, sich mit Büchern eingedeckt sowie Redebeiträgen und Musik gelauscht. Es gab Arbeiter*innenlieder vom Ernst Busch Chor, populare anatolische Musik von Sadew und Rap von LPP 143. Die verschiedenen Strukturen des Stadtteilladens begründeten aus ihrer jeweiligen Perspektive die Bedeutung des 1. Mai, das Bündnis Die Reichen zur Kasse stellte sich vor und die Initiative LEG Mieter*innen wehren sich berichtete von ihrem Widerstand. Mit Heiner Wadle hielt zudem ein ganz besonderer Gast ein Grußwort, langjähriger Antifaschist in Neumünster und Sohn von Anni Wadle, Namensgeberin und politische Orientierung des Stadtteilladens.
Wir können das Maifest als vollen Erfolg werten, zum einen als Moment einer Verankerung im Stadtteil, zum anderen weil sich in der erfolgreichen Planung und Durchführung die organisatorische Breite und Stärke des Stadtteilladens verdeutlicht. Wir bedanken uns noch einmal ausdrücklich bei allen helfenden Genoss*innen und Nachbar*innen! Bringt euch weiter aktiv in den Stadtteilladen ein!